Kernmodul 4

Zusammenfassung
Alternsgerechte Arbeitszeitgestaltung und Work-Life-Balance (G. Schilling)

Eine auf die jeweilige Altersstruktur der Belegschaften und ihre künftige Entwicklung angepasste Arbeitszeitgestaltung ist eine wichtige Stellgröße für Betriebe, um den Herausforderungen des demografischen Wandels präventiv begegnen zu können. Dabei geht es nicht um Arbeitszeitarrangements, die speziell auf die Zielgruppe „Ältere Arbeitnehmer/innen" zugeschnitten sind, wie dies in deutschen Unternehmen häufig der Fall war (und auch immer noch ist). Erforderlich sind heute mehr denn je Personaleinsatzstrategien und darauf abgestimmte Arbeitszeitmuster, die frühzeitig dem Umstand Rechnung tragen, dass in absehbarer Zeit Beschäftigte sowohl länger im Erwerbsleben verbleiben müssen, berufsbiographische Risiken (Beschäftigungsunsicherheit, diskontinuierliche Erwerbsverläufe etc.) tendenziell zunehmen und allein schon von daher eine auf den Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit orientierte Personaleinsatzpolitik zwingend erforderlich ist. Dazu kann eine lebensphasenorientierte Arbeitszeitgestaltung einen wichtigen Beitrag leisten, die bereits in früheren Stadien des Erwerbslebens einsetzt. Je selbstverständlicher erwerbsbiographisch bedingte Veränderungen im Arbeitszeitvolumen und in den Formen der Erwerbsbeteiligung werden, desto wirkungsvoller kann einer heute noch vorherrschenden Stigmatisierung derjenigen Beschäftigten(gruppen) begegnet werden, die aufgrund lebensphasenspezifisch wechselnder Anforderungen ihre Arbeitszeiten vorübergehend reduzieren oder ihre Erwerbstätigkeit vorübergehend unterbrechen. Im so genannten „Work-Life-Balance-Konzept" wird dem Rechnung getragen. Seine Umsetzung erfordert allerdings eine grundlegend veränderte Reform der sozialen Sicherungssysteme, denn bislang hat jegliche Form der Diskontinuität im Erwerbsverlauf die Einschränkung der sozialen Absicherung im Alter zur Folge.

Das Modul gliedert sich in sechs Hauptabschnitte: Zunächst werden die wesentlichen strukturellen Veränderungen benannt, die im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel von Bedeutung sind (1). Daraus werden Anforderungen an eine veränderte Form der Arbeitszeitgestaltung formuliert (2), die sich an einer alterns- und eben nicht altersgerechten Arbeitszeit-gestaltung zu orientieren haben (3). Abschnitt 4 reflektiert den Status quo bislang etablierter tariflicher Regelungen zur altersgerechten Arbeitszeitgestaltung. Abschnitt 5 zeigt neue Wege auf, wie an wechselnden Lebensphasen orientierte alternsgerechte Arbeitszeitmodelle aussehen könnten. Der Text schließt mit dem ganzheitlich ansetzenden Konzept der „Work-Life-Balance" (6), dessen Realisierung - wie im Fazit (7) hervorgehoben - eine grundlegende Reform der sozialen Sicherungssysteme voraussetzt.